ROGER BALLEN
22.02.–28.04.2013
ROGER BALLEN
22.02.–28.04.2013
Mit seiner zwischen Dokumentation und Fiktion changierenden Bilderwelt, nachhaltig verstörend und bestechend zugleich, gehört Roger Ballen zu den eigenwilligsten und prägendsten Fotografen seiner Generation. 1950 in New York geboren, lebt und arbeitet er seit vielen Jahren in Südafrika. Die Ausstellung gibt erstmals in Österreich einen umfassenden Einblick in sämtliche Schaffensperioden des Künstlers.
Namhafte Fotografen wie André Kertész, Bruce Davidson oder Henri-Cartier-Bresson waren Roger Ballen schon in den sechziger Jahren vertraut, als seine Mutter Adrienne für die Fotoagentur Magnum in New York arbeitete. Die Fotografie wurde im Laufe der Zeit zu einer Leidenschaft, dennoch entschied er sich zunächst an der University of California, Berkeley, Psychologie zu studieren.
Ballens Faszination für das Groteske und Abgründige spiegelt sich bereits in seinen frühen Fotografien wider. Zwischen 1969 und 1973 entstanden, nehmen sie Merkmale späterer Serien wie die Fragmentierung des Sujets oder seine Isolierung vor weißen Wänden vorweg.
Der Tod seiner Mutter ließ ihn 1973 zu einer mehrjährigen Weltreise aufbrechen, begleitet von seiner Kamera. Die Fotografien dieser Jahre, 1979 in Boyhood veröffentlicht, zeugen von dem Einfluss der street photography. Anschließend studierte Ballen an der Colorado School of Mines, um 1981 nach Johannesburg zurückzukehren und dort als Geologe tätig zu sein. Auf seinen Fahrten durch das Land entdeckte er die Dorps, jene dörflichen Gemeinden, in denen bis heute Nachfahren der Buren leben: Dorps. Small Towns of South Africa> (1986).
Während die Porträtierten in Platteland (1994) weitgehend frontal und als Ganzfiguren erscheinen, fotografiert in kargen Behausungen, umgeben von Dingen des täglichen Lebens, werden sie in Outland (2001) zu Akteuren in absurden Rollenspielen. Requisiten wie Kabel, Rohre und Masken, aber auch Tiere wie Hunde, Katzen und Schweine werden gehalten und vorgezeigt.
In Shadow Chamber (2005) existiert der Mensch oft nur noch in Fragmenten. Vom Künstler gefertigte Zeichnungen und Objekte erobern ihren Platz. Weniger der äußeren als der inneren Welt verpflichtet, führt die Serie in verborgenes Terrain und dunkle Zonen des Lebens. Diese Suche nach dem Unterbewussten, das nicht selten albtraumhaft erscheint, setzt Ballen mit Boarding House (2009) und seiner jüngsten Serie Asylumfort.
Der Künstler begreift jede Fotografie als Teil des Selbst und damit als Ausweitung der eigenen Person. Das Fotografieren gleicht einer Entdeckungsreise in die eigene Psyche: „The older I get the more I need to get to the source, the place where dreams originate, the source of the psyche.“
Kuratoren: Dr. Ulrich Pohlmann, Leiter der Sammlung Fotografie im Münchner Stadtmuseum, und Rebekka Reuter, Chefkuratorin von WestLicht.